Als ich mich auf meine Wanderung auf dem PCT vorbereitet habe, habe ich mir eine Packliste nach der anderen angesehen, Optionen verglichen und tatsächlich in Excel-Tabellen* (!) eingetragen. Wie viele andere auch, hat mich besonders die Idee des Ultralight Backpackings fasziniert: Nur das Essenzielle. Auch wenn es viele großartige Outdoor-Marken gibt, kann es ab und an schwer sein, tierleidfreie Optionen zu finden. Hier ist meine erprobte und bewährte Ausrüstung, die mich 2019 von Mexiko nach Kanada begleitet hat.
* für die Gear-Nerds unter uns geht’s hier zu meiner LighterPack-Liste
| Big 4 | ||
|---|---|---|
| Rucksack | Hyberg Attila X | + Müllsack im Innenraum als Regenschutz |
| Zelt | Six Moon Design Lunar Solo | + Tyvek + 6 MSR Mini Groundhog Heringe |
| Schlafsack | Enlightenment Equipment Apex 20° Quilt | |
| Isomatte | Therm-a-Rest Neoair Xlite |
Der Rucksack war ein ziemlicher Last-Minute-Kauf, nur eine Woche bevor mein Flieger in die USA ging. Ich hatte meine Ausrüstung zu dem Zeitpunkt so sehr komprimiert, dass es einfach zu verlockend war, auch noch in einen leichteren Rucksack zu investieren, obwohl ich meinen Osprey Exos 58 bis heute liebe. Ich entschied mich für Hyberg, einer deutschen Manufaktur, die sich auf die Produktion erschwinglicher ultraleichter Rucksäcke konzentriert. Da der Attila X mein erster rahmenloser Rucksack war, wusste ich nicht wirklich, was mich im Hinblick auf Komfort und Beständigkeit erwartete. Der Rucksack erwies sich allerdings als überaus bequem und hielt den gesamten 5 Monate im erbarmungslosen Dauereinsatz erstaunlich gut stand. Ich hatte das Glück, bei eBay Schnapper für das Zelt und die Isomatte zu machen und fand beides top für den Trail. Zum Schutz des Zeltbodens habe ich anfangs eine günstige Polycro-Plane genutzt, welche ich allerdings ziemlich früh gegen ein Stück Tyvec (Meterware aus dem Baumarkt) eingetauscht habe.
Da Kunstfaserschlafsäcke im Vergleich zu Daunenschlafsäcken häufig etwas schwerer und sperriger sind, habe ich mich für eine Quilt entschieden. Diese verzichten auf das Rückenstück, werden stattdessen an der Isomatte festgespannt und sparen so etwas an Gewicht. Quilts kleinerer Hersteller wie Enlightenment Equipment oder im europäischen Raum z.B. GramXpert werden zudem häufig erst auf Anfrage produziert und sind somit entsprechend personalisierbar was Farbe, Länge und Füllung angeht. Es gab ein paar wirklich frostige Nächte in der Wüste, in denen ich mir einen wärmeren Schlafsack gewünscht hätte, aber alles in allem war ich auch mit der Quilt sehr zufrieden.
| Food Bag & Cookware | ||
|---|---|---|
| Food Bag | Granite Gear Zip 9L | mein liebstes Ausrüstungsstück |
| Wasserfilter | Sawyer Micro Squeeze | der Endgegner |
| Messer | Victoriox Classic | verloren und durch ein einfaches Taschenmesser ersetzt |
| Spork | Sea to Summit Titanium Spork | |
| Kochpott | Plastikbecher | Cold Soaking, Baby |
| Wasserflaschen | Smartwater oder LIFEWTR-Flaschen | 1-3 entsprechend der Section, +1 zum Filtern |
Ich bin den größten Teil des Trails ohne Kocher gegangen und habe mich der eingeschworenden Gruppe der Cold Soaker angeschlossen. Sprich, Couscous und Ramen werden mit kaltem Wasser übergossen und 20-60 min stehen gelassen, bis das Wasser komplett aufgenommen wurde. Das klappt erstaunlich gut und angesichts der Einfachheit und Gewichtsersparnisse hat es mich nicht wirklich gestört, mein Essen kalt zu schnabulieren. Für gewöhnlich habe ich mein Abendessen an der letzten Wasserquelle vor dem Tagesziel vorbereitet, sodass ich am Ende des Wandertages nicht mehr lange warten musste.
Couscous magic✨
Wen Cold Soaking interessiert, aber nicht sicher ist, ob man sich komplett auf eine Wanderung ohne Morgenkaffee und warmes Abendessen einlassen will, empfehle ich die ersten 500 Meilen ohne Kocher zu gehen, um zu sehen, ob es gefällt oder nicht. Genau das habe ich getan. Als ich dann meinen Kocher und Topf (den MSR Pocket Rocket 2 + den TORKS 450 ml Titanium Pot) in Hiker Heaven ausgepackt habe, war ich ehrlich gesagt nicht allzu euphorisch. Da ich dachte, dass ich in der Sierra Nevada bestimmt eine warme Mahlzeit vermissen würde (Fehlalarm), behielt ich den Kocher und nutzte ihn etwa einen Monat bis ich ihn gemeinsam mit meiner Schneeausrüstung zu Freunden nach Portland geschickt habe.
Als Wasserfilter habe ich den Sawyer Mini genutzt. Schon nach wenigen Wochen nahm die Filtergeschwindigkeit – trotz regelmäßigem Reinigen – allerdings so stark ab, dass es nervig lange dauerte 1 L Wasser zu filtern. Ich weigerte mich auf dem Trail in einen neuen Filter zu investieren, da er ja theoretisch seinen Job tat – nur halt extrem langsam. Anscheinend war mein Problemfilter kein Einzelfall, denn mir sind in Hiker Boxen viele zurückgelassene Sawyer Minis ins Auge gefallen. Die meisten meiner Mitwander*innen, die den regulären Sawyer Squeeze nutzten, schienen damit hingegen sehr zufrieden zu sein. Ich konnte außerdem den Katadyn BeFree ausprobieren, welcher mir von den populären Varianten am besten gefallen hat.
| Extra Kleidung | ||
|---|---|---|
| Warme Jacke | Patagonia Micro Puff | + Kapuze |
| Langarmshirt | Patagonia Capilene Lightweight | zum Schlafen |
| Leggins | Patagonia Capilene Thermalweight | zum Schlafen |
| Regenjacke | Frogg Toggs UL Rainjacket | + ein stylischer DIY Müllsack-Poncho in Washington |
| Schlauchschal | Buff | Kissenbezug |
| Mütze | Hiker Box Fund | |
| Socken | Darn Tough Coolmax Micro Crew | 1 getragen, 2 extra |
| Slip | 1 getragen, 1 extra |
Patagonia (von Hikern liebevoll Patagucci genannt) ist sicher nicht die günstigste Outdoor-Marke, aber eine der wenigen, die umweltfreundliche und hochwertige synthetische Optionen anbietet. Für Qualität muss man halt manchmal etwas blechen. Kleidung ist allerdings auch die Kategorie, in der man am meisten sparen kann, besonders wenn man weiß was man will und ein Auge auf Online-Sales und Secondhand-Anbieter hat. Ich war insgesamt sehr glücklich mit meiner Kleiderwahl, würde aber das nächste Mal für besonder nasse Strecken (wie ganz Washington) eventuell doch die Regenhose einpacken.
| Technik | ||
|---|---|---|
| Powerbank | Anker 10000mah | + 2 Kabel |
| Ladegerät | 2 USB-Anschlüsse | mit Quick Charge |
| SOS | InReach Mini | |
| Handy | Samsung Galaxy S8 | |
| Kopfhörer | KLIM Fushion Earbuds | |
| Stirnlampe | Petzl e+Lite |
Das Einzige, was noch besser ist als im Zelt zu schlafen, ist direkt unter den Sternen zu liegen. Ein Hoch auf Cowboy Camping!
| Dies & das | ||
|---|---|---|
| “Hygiene” | Zahnbürste, Zahnseide, Zahnpasta, Lipbalm, Ohrstöpsel, Feuchttücher, Luna Cup | im Zip-Beutel + Sonnencreme in CA, Insektenspray in OR |
| Erste Hilfe | Leukotape, Ibuprofen, B12, Nadel, Alkoholtücher | im Zip-Beutel |
| 💩 | The Deuce of Spades, Toilettenpapier | in 2 Zip-Beuteln |
| Wanderstöcke | Black Diamond Ergo Cork | + Duct Tape um das obere Ende eines Stocks gewickelt |
| Sitzkissen | Stück Zlite | Hiker Box Fund |
| Dokumente | ID, Visa Card, Permits | im Zip-Beutel |
Seife, Shampoo oder Rasierer müssen nicht unbedingt eingepackt werden, da sie on mass in Hiker Boxen und Motels zu finden sind. Und auf dem Trail gilt ohnehin Leave No Trace (sprich, kein Shampoo im Fluss).
| Schneeausrüstung | ||
|---|---|---|
| Eisaxt | Black Diamond Raven | |
| Spikes | Snowline Chainsen Pro | |
| Bärenkanister | BearVault 500 | |
| Schlafsack-Inlet | Sea to Summit Thermolite Reactor Compact Plus | für die Sierra + WA |
| Handschuhe | Outdoor Research PL 150 Sensor | verloren in Nord CA |
Zur Schneeausrüstung gibt es nicht viel zu sagen. Alles hat für mich gut funktioniert, ich habe die Sierra überlebt und war überglücklich, als ich in Nordkalifornien alles wieder losgeworden bin.
| Das Outfit | ||
|---|---|---|
| Shorts | H&M | Top Shorts! |
| Shirt | diverse | Die meiste Zeit bin ich in einem überragend-unfunktionellen $2 Hawaii-Shirt gelaufen. |
| Sport-BH | Nike Pro | |
| Socken | Darn Tough | |
| Schuhe | Saucony Peregrine 7 Altra Lone Peak 3.0 | je 2 Paar |
| Cap | Secondhand | Essenziell! |
| Sonnenbrille | diverse | Ich bin nicht stolz darauf, dass ich 6-8 Sonnenbrillen zerstört/verloren habe |
| Hüfttasche | Velveetas | kaputt, aber geliebt |
Auf dem Trail war ich überrascht, wie wenig es tatsächlich braucht, damit ich mich in der Wildnis wohl fühle. Dadurch dass ich “leicht” unterwegs war, konnte ich hin und wieder einige Luxery Items – meist frisches/schweres Obst – einpacken, ohne das zusätzliche Gewicht sofort auf den Schultern zu spüren. Ohne Schneeausrüstung wog mein Rucksack knapp unter 5 kg. Wofür auch immer du dich entscheidest, denk daran, dass es auf einem so langen Trail wie dem PCT genug Möglichkeiten gibt zu experimentieren und Ausrüstung zu ergänzen oder auszutauschen (:
